Stadtplan Leverkusen


Aus den Ausführungen von Dr. Manfred Schneider

Pressekonferenz zur Börseneinführung am 22. Januar 2002, New York, USA


Der 24. Januar ist ein besonderer Tag für unser Unternehmen. Wir wollen die Einführung unserer Aktie an der New Yorker Börse nutzen, um Ihnen einen Überblick über die neue Struktur unseres Unternehmens und die zugrunde liegende Erfolgsstrategie zu geben.

Bayer ist in den USA bestens bekannt ? "Bayer Aspirin", um genau zu sein. Unser Jahrhundertmedikament ist eine der renommiertesten und stärksten Marken in den USA ? auf diesem hart umkämpften Verbrauchermarkt sicherlich keine geringe Leistung. Sie alle wissen aber auch, dass Bayer viel mehr ist als nur Aspirin. Der Name Bayer steht für gut 10.000 verschiedene Produkte. Und ? genau so wichtig ? für eine Familie von 22.000 Mitarbeitern, die hier in den Vereinigten Staaten diese Produkte erforschen, produzieren und vermarkten. Die USA spielen in der globalen Ausrichtung unseres Unternehmens eine Schlüsselrolle. Hier in den USA erzielen wir ein Drittel unseres Weltumsatzes. Rund acht Prozent der Bayer-Aktien sind in der Hand von US-Investoren. Beide Zahlen ? davon sind wir überzeugt ? werden weiter wachsen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und ein kurzes Video mehr als tausend Bilder. Hier deshalb ein kurzer Überblick über das Unternehmen Bayer.

Sie alle kennen wahrscheinlich den Taxifahrertest: Wer wissen will, was der sprichwörtliche "Mann auf der Straße" denkt, sollte einen Taxifahrer fragen. In unserem Fall hört sich das gewöhnlich so an: "Haben Sie Aktien?" "Klar", ist die Antwort, verbunden mit ein paar mehr oder weniger bekannten Namen. "Haben Sie auch Bayer?" "Nein". Pause. Dann in 9 von 10 Fällen die Frage: "Sollte ich?" Wenn Sie sich also fragen, warum wir unsere Aktie an die Wall Street bringen, ist die Antwort einfach: Da gehört sie hin. Ich für mein Teil freue mich darauf, unser Ticker-Symbol "BAY" auf der großen Anzeigetafel zu sehen. Denn dort ist die 'creme de la creme' der Weltwirtschaft vertreten. Die Zugehörigkeit zu diesem Kreis verstärkt die Präsenz im Markt, unterstreicht die Seriosität, unterstreicht das Profil.

Dieser Börsengang eröffnet uns eine Reihe von Vorteilen und Chancen. Erstens: Wir erhalten direkten Zugang zum US-Kapitalmarkt. Zweitens: Wir können unsere Aktien für künftige Übernahmen nutzen. Drittens: Wir wollen unsere Aktionärsbasis in den USA verbreitern. Viertens: Wir sind jetzt erreichbar auch für diejenigen institutionellen Anleger hier im Lande, die Aktien ausländischer Unternehmen nur dann in ihr Portfolio aufnehmen dürfen, wenn diese in den USA gelistet sind. Und als letzter Punkt: Aktienprogramme für unsere amerikanischen Mitarbeiter sind jetzt möglich. Gründe genug, neben Frankfurt, London, Paris und Tokio auch die Wall Street als Börse für die Bayer-Aktie auszuweisen.

Ohne Zweifel: Wir durchleben eine Zeit tief greifenden Wandels: in der Welt, in den Märkten, in unserem Unternehmen. Auf den 11. September und die Folgen dieses Tages brauche ich hier nicht näher einzugehen. Unsere tiefe Verbundenheit mit den Opfern und Betroffenen haben wir zur gegebenen Zeit zum Ausdruck gebracht und Taten folgen lassen. Die Art und Weise, wie dieses Land, wie diese Stadt diese Tragödie bewältigt, erfüllt uns mit Hochachtung. Und so soll unser Listing nicht zuletzt auch unser Vertrauen in diese bemerkenswerte Stadt und dieses großartige Land unterstreichen. Schon letzten Sommer stand die Weltwirtschaft auf wackeligen Füßen, und im weiteren Verlauf des Jahres verschlechterte sich die Lage zunehmend. Die negativen Auswirkungen haben auch vor Bayer nicht halt gemacht. Die Nachfrage insbesondere nach Industrieprodukten ? Kunststoffen und Chemikalien ? war schwach und ist es immer noch. Hinzu kamen die freiwillige Rücknahme unseres Cholesterinsenkers Lipobay und Schwierigkeiten in der Fertigung von Kogenate FS, unserem gentechnisch erzeugten Faktor-VIII-Präparat zweiter Generation zur Behandlung der Bluterkrankheit. Die Ursachen der Fertigungsprobleme sind identifiziert, an der Lösung wird gearbeitet, und es geht wieder aufwärts. So wollen wir den Umsatz mit Kogenate FS in diesem Jahr auf etwa 80 Prozent der Zahlen des Jahres 2000 bringen ? damals fast 500 Mio. Euro Auch bei unserer angekündigten Übernahme von Aventis CropScience und der verstärkten Konzentration auf unsere Kernkompetenzen kommen wir zügig voran. Wir haben weitreichende Veränderungsprozesse eingeleitet, die zu deutlich mehr Flexibilität, größerer Wettbewerbsfähigkeit und besserer Performance in allen Geschäftsaktivitäten führen sollen. Im Mittelpunkt dieses Veränderungsprozesses steht die Überführung von Bayer in eine strategische Holding-Organisation. Bayer wird künftig aus vier rechtlich eigenständigen Unternehmen in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Polymere und Chemie bestehen. Nach meinen Ausführungen wird Werner Wenning näher auf den Umstrukturierungsprozess eingehen. Lassen Sie mich zunächst die Eckdaten unseres gegenwärtigen Geschäftsergebnisses skizzieren, bevor ich auf unsere vier operativen Einheiten eingehe.

Ein Blick auf unsere Dreivierteljahreszahlen macht deutlich, dass die gegenwärtige Lage unbefriedigend ist. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres stieg der Umsatz gegenüber Vorjahr um drei Prozent auf 22,5 Mrd. Euro. Gleichzeitig ging unser Operatives Ergebnis im fortzuführenden Geschäft um rund 60 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro zurück. Der Konzerngewinn sank um 48 Prozent auf 823 Mio. Euro. Sie werden verstehen, dass ich die Ergebnisse des vierten Quartals 2001 vor ihrer Bekanntgabe am 13. März nicht näher kommentieren kann. Kommen wir nun zu unseren vier Arbeitsgebieten ? zuerst zu Gesundheit.

Unser Arbeitsgebiet Gesundheit mit einem Umsatzvolumen von mehr als 11 Mrd. Euro besteht aus fünf Geschäftsbereichen: - Pharma, - Biologika, - Consumer Care, - Diagnostika - und Animal Health.

Diese fünf attraktiven Geschäftsbereiche schließen wir zu einem leistungsstarken Health-Care-Unternehmen zusammen. Um die kritische Masse zu erreichen und unser Portfolio abzurunden, suchen wir nach strategischen Partnern ? für das Gesundheitssegment als ganzes wie auch für einzelne Geschäftsfelder und spezielle Märkte. Wir wollen dabei aber das Steuer in der Hand behalten. Anders formuliert: Wir glauben nicht, dass der Verkauf unserer Pharmasparte oder ein Einstieg als kleinerer Partner in ein Gemeinschaftsunternehmen auf lange Sicht der beste Weg zu einer Wertmaximierung unserer Aktivitäten wäre.

Unser Portfolio enthält starke Produkte, und mit der Entwicklung unserer Antiinfektiva sind wir sehr zufrieden: Neu hinzugekommen ist Avelox, Cipro ist fest etabliert und hat infolge der jüngsten Milzbrandanschläge in den USA weiter an Bedeutung gewonnen. Cipro ist nachweislich gegen alle bekannten Stämme dieses gefährlichen Bakteriums wirksam. Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir unsere Produktionskapazitäten sehr schnell und effizient erhöhen können, und dass Belange der nationalen Sicherheit Vorrang vor allen geschäftlichen Überlegungen haben. Der Regierung der Vereinigten Staaten sind wir in der Frage der Preisgestaltung weit entgegengekommen. Außerdem haben wir vier Millionen Cipro-Tabletten für die Akutbehandlung von Rettungskräften und Postmitarbeitern kostenlos zur Verfügung gestellt. Preisverhandlungen und Spenden sind eine Sache ? Patentschutz ist eine andere. Sicherlich: außergewöhnliche Situationen erfordern eine gewisse Flexibilität. Aber geistige Eigentumsrechte sind eine unverzichtbare Voraussetzung für technologischen Fortschritt und für die forschende Industrie von grundlegender Bedeutung. Diese Grundlage dürfen wir nicht unterhöhlen.

Zur Effizienzsteigerung unserer Pharma-Forschung und Entwicklung haben wir die Suche nach neuen Wirksubstanzen und die Auswahl von Targets auf eine neue Basis gestellt. Statt umfangreiche Kapazitäten für diese hochspezialisierten Verfahren aufzubauen und zu unterhalten, haben wir ein Netzwerk von externen Partnerschaften und Allianzen aufgebaut. Unter Experten gilt die so entstandene Forschungsplattform als eine der besten der Branche. Die langfristig angelegten Allianzen mit führenden Biotechnologie- und High-Tech-Unternehmen wie Millennium Pharmaceuticals, Lion Bioscience und CuraGen geben uns Zugang zu modernster Technologie und neuestem Know-how. Ziel ist es, jedes Jahr mindestens 20 neue Wirkstoff-Kandidaten zu identifizieren und damit eine hervorragende Ausgangsbasis für die zügige Entwicklung neuer Medikamente zu schaffen.

Zur Zeit prüft die US Food and Drug Administration unseren Antrag auf Zulassung von Vardenafil für die Behandlung von Erektionsstörungen. Vorbehaltlich der Zulassungserteilung rechnen wir für die zweite Hälfte dieses Jahres mit der Ausbietung hier in den Vereinigten Staaten und in Mexiko. Die Zulassung und Ausbietung in Europa soll schnell folgen. Vardenafil hat sich in klinischen Prüfungen als überaus viel versprechend erwiesen. Es wirkt selbst bei Patienten, die bisher nicht auf eine solche Therapie ansprachen, und sollte insbesondere auch Diabetikern ein besseres Leben ermöglichen. Zur Optimierung unserer Marktchancen haben wir einen Marketing-Kooperationsvertrag mit GlaxoSmithKline geschlossen. Wir glauben, dass Vardenafil ein potenzieller Blockbuster ist, und erwarten Spitzenumsätze von über 1 Mrd. Euro.

Unsere Antiinfektiva, aber auch unsere anderen wichtigen Pharma- und Biologikaprodukte wie Adalat, Kogenate, Gamimune, Precose (Glucobay) und Viadur sind in ihren jeweiligen Märkten gut aufgestellt. Die Produkt-Pipeline enthält weiteres Potenzial. Im Augenblick befinden sich vier aussichtsreiche Projekte im letzten Stadium der klinischen Prüfung: Neben Vardenafil wollen wir in den nächsten Jahren folgende Präparate auf den Markt bringen: - Repinotan zur Behandlung von Schlaganfällen, - Faropenem, ein Breitspektrum-Antibiotikum, - Acarbose IGT (Impaired Glucose Tolerance) für Typ-II-Diabetes - und das weiter entwickelte Präparat Cipro OD zur einmal täglichen Gabe bei bakteriellen Harnwegsinfektionen. Diese Ausbietungen setzen weiterhin positive klinische Prüfungen und schließlich die Zulassung durch die Food and Drug Administration voraus. Unsere Pipeline von Neuentwicklungen enthält 14 weitere Substanzen in klinischen Phase-I- und Phase-II-Studien sowie 24 Substanzen in der vorklinischen Testphase ? für Indikationen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionskrankheiten. Diese viel versprechenden Wirkstoffe sind das eindrucksvolle Ergebnis der deutlichen Produktivitäts-Steigerung unserer Forschung. Die Zahl der laufenden vorklinischen Projekte hat sich seit 1995 mehr als verfünffacht. Diagnostika, Consumer Care und Animal Health tragen mit Produktlinienerweiterungen, neuen Produktstarts und neuen Marketingplänen für 2002 zum weiteren Wachstum der Gesundheitssparte von Bayer bei.

Unser Consumer-Care-Geschäft ist bei nicht verschreibungspflichtigen (OTC-) Produkten weltweit die Nummer 5 und belegt bei der Schädlingsbekämpfung international Platz 2. Der Geschäftsbereich wächst schneller als der Markt, und auch die Rentabilität steigt. Der Absatz im dritten Quartal lag um 6 Prozent über Vorjahr, zu einem guten Teil zurückzuführen auf ein stark gestiegenes Erkältungsmittel-Geschäft in Nordamerika. Mit unseren starken Marken - Bayer Aspirin, aber auch Alka-Seltzer, One-A-Day-Vitamine sowie Canesten gegen Pilzerkrankungen - sind wir in mehr als 80 Ländern und damit weltweit präsent. Etwa 40 Prozent des Gesamtumsatzes von Consumer Care erzielen wir in Nordamerika. Angesichts unserer starken Stellung auf diesem heftig umkämpften Markt haben wir den Hauptsitz für dieses weltweite Geschäft im Jahr 2000 in die Vereinigten Staaten verlegt. Vorrangiges Ziel dieses Bereiches ist die Ausweitung des Aspiringeschäfts, bei dem wir erfreuliche Entwicklungen verzeichnen. Allein in den USA hat sich der Umsatz in sechs Jahren nahezu verdoppelt; im selben Zeitraum ist der Marktanteil von 4,5 Prozent auf 6,3 Prozent gestiegen. Wir wissen, dass Aspirin noch viel Potenzial in sich birgt, insbesondere, wenn man an die unübertroffene Wirksamkeit und die lebensrettenden Vorteile dieses Medikaments denkt. Die begleitende Forschung konzentriert sich zur Zeit auf die Bedeutung von Aspirin in der Prävention und Therapie primärer und sekundärer Herzinfarkte, akuter Herzinfarkte sowie bei Schlaganfällen, aber auch auf mögliche positive Auswirkungen bei Alzheimer und Krebs.

Am anderen Ende des Spektrums unserer Gesundheitsaktivitäten steht unser Geschäftsbereich Diagnostika, der ebenfalls seinen Sitz hier in den Vereinigten Staaten hat. Bayer Diagnostika gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Diagnosesystemen zur Blutgasanalyse und für die Intensivmedizin wie auch z.B. zur Blutzuckerüberwachung, für die Hämatologie und die Harnanalyse. Ein Drittel des Umsatzes von Bayer Diagnostika erwirtschaften wir mit Produkten, die jünger sind als fünf Jahre. Darüber hinaus hat der Geschäftsbereich spezielles Wissen auf dem Gebiet der Onkologie erworben, das zu neuen Diagnosemöglichkeiten führt. Die Diagnose der Zukunft wird eine auf den einzelnen Patienten individuell zugeschnittene Therapie ermöglichen.

Wir sind - die Nummer 16 auf dem Weltpharmamarkt; - die Nummer 5 auf dem Weltmarkt für OTC-Produkte; - die Nummer 4 auf dem Weltdiagnostikamarkt; - die Nummer 4 auf dem Weltmarkt für Tiergesundheitsprodukte und - die Nummer 3 auf dem Weltmarkt für Biologika. Damit ist der Bereich Gesundheit bei Bayer gut aufgestellt für weiteres Wachstum und langfristige Wertschöpfung. Kommen wir nun zu unseren Pflanzenschutzaktivitäten, die nach dem 1. Quartal 2002 den neuen Namen Bayer CropScience tragen werden.

Der Kauf von Aventis CropScience für 7,25 Mrd. Euro wird die größte Übernahme in der Geschichte von Bayer sein ? natürlich im Moment noch vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Der addierte Umsatz der beiden Bereiche belief sich im Jahre 2001 auf insgesamt fast 7 Mrd. Euro. Das neue Unternehmen wird somit im Pflanzenschutz eine weltweite Führungsposition einnehmen. Ziel sind 8 Mrd. Euro Umsatz und 20 Prozent Umsatzrendite im Jahr 2005.

Wir glauben, dass sich der Geschäftsbereich Pflanzenschutz von Bayer und Aventis CropScience hervorragend ergänzen: Unsere traditionellen Stärken liegen bei Insektiziden und Fungiziden. Aventis CropScience ergänzt die Palette durch sehr erfolgreiche Herbizid-Produktlinien sowie mit Produkten für Hobbygärtner und professionelle Anwender. Wir erschließen uns attraktive Möglichkeiten in der Bio- und Gentechnologie und können unsere regionale Präsenz verbessern, da der Erwerb von Aventis CropScience unsere traditionelle Stärke in Europa mit Schwerpunkten in Nordamerika und Lateinamerika ergänzt.

Die Gründung einer eigenständigen rechtlichen Einheit stellt die beste Plattform dar, um - eine schnelle Integration beider Geschäfte zu erreichen, - zu einem flexiblen, marktorientierten Unternehmen zusammenzuwachsen, - bei den Mitarbeitern von Bayer und Aventis CropScience eine gemeinsame Unternehmenskultur zu fördern und - Synergieeffekte schnell umsetzen zu können. Der Integrationsprozess wird mit aller Kraft vorangetrieben. Wie zu erwarten war, nehmen die FTC und die Europäische Kommission jetzt Detailanalysen der geplanten Übernahme vor. Wir erwarten den positiven Abschluss dieser Prüfungen Ende des 1. Quartals 2002. Werfen wir nun einen Blick auf das Arbeitsgebiet Polymere:

Mit der Zusammenlegung der Bayer-Geschäftsbereiche Kunststoffe, Polyurethane, Kautschuk sowie Lackrohstoffe, Farbmittel und Sondergebiete entsteht eines der weltgrößten Polymerunternehmen mit einem Umsatz von über 11 Mrd. Euro. In vielen Geschäftsfeldern ? z.B. bei den Polyurethanen mit MDI, TDI und Polyolprodukten ? sind wir Marktführer. In anderen Bereichen sind wir bestens aufgestellt. Unsere jetzige Führungsposition wollen wir nicht nur halten, sondern unsere Marktanteile weiter erhöhen. Nach der Übernahme des Polyolgeschäfts von Lyondell und dem Erwerb von Sybron werden wir unser aktives Portfolio-Management fortsetzen, sind aber im Grunde stark genug für organisches Wachstum aus unserer derzeitigen Stellung heraus.

Unser Hauptschwerpunkt liegt bei technischen Thermoplasten und Isocyanaten. Bei den Polycarbonaten ? einem für Anwendungen wie CDs und DVDs weit verbreiteten Kunststoff ? wollen wir bis 2005 zum Marktführer aufsteigen. Die USA sind für uns ein entscheidender Markt. Von 1996 bis zum Jahr 2000 haben wir dort 2,2 Mrd. Euro allein in unsere Polymeraktivitäten investiert. Während dieses Zeitraums wurde unser Werk in Baytown, Texas, für 1,4 Mrd. Euro ausgebaut, so dass er nun zu einem der größten Bayer-Standorte weltweit geworden ist. Neben der Stärkung unserer Präsenz in Nordamerika und Europa dringen wir auch in die asiatischen Wachstumsmärkte vor. In China haben wir unser größtes Einzelinvestitionsprogramm mit einem geplanten Volumen von 3,4 Mrd. Euro aufgelegt. Letztes Jahr haben wir mit dem Bau der ersten Einheiten eines integrierten Polymer-Produktionskomplexes in Caojing bei Shanghai begonnen. Die augenblicklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wirken sich auf unsere Industriekunden und damit auch auf unser eigenes Geschäft aus. Angesichts der Struktur, des Portfolios und der geografischen Ausdehnung dieses Geschäfts glauben wir jedoch, dass wir ? bei einem verbesserten Wirtschaftsklima ? auf diesem Arbeitsgebiet eine Umsatzrendite von 15 Prozent erreichen können. Die letzte ? aber keineswegs unbedeutende ? unabhängige operative Einheit, die wir gegenwärtig ins Leben rufen, besteht aus unseren Geschäftsbereichen Chemikalien sowie Spezialprodukte.

Mit einem Umsatz von mehr als Euro 4 Mrd. und einer angestrebten Rendite von 12 bis 13 Prozent soll das neue Unternehmen einer der weltweit führenden Hersteller von Spezialchemikalien werden. Im Lichte der anhaltenden Branchenkonsolidierung auf dem Weltmarkt für Chemikalien sind wir zu einer Partnerschaft bereit, die zu einem Joint Venture mit einem ähnlich strukturierten Unternehmen führen könnte. Mittelfristig wollen wir ein strategisches Bündnis schmieden ? mit weiter verbesserter technischer Kompetenz, einer Ausweitung der Marketingaktivitäten und verstärkter Präsenz in den Hauptwirtschaftsregionen der Welt, insbesondere in den USA. Auch bei unseren Bemühungen, durch Portfoliostraffung und Ausbau bei unseren Spezialitäten die Margen weiter zu verbessern, sind wir gut vorangekommen.

Indem wir das Bayer-Portfolio weiterhin strategisch auf die profitableren Geschäftsaktivitäten ausrichten, wollen wir die Gesamt-Umsatzrendite von Bayer auf mehr als 15 Prozent steigern. Bei dieser Umschichtung unseres Portfolios werden wir uns weiterhin auf strategische Übernahmen und starkes organisches Wachstum konzentrieren. Die Umstrukturierung von Bayer in eine strategische Holding mit vier eigenständigen operativen Tochtergesellschaften erhöht unsere Flexibilität, verstärkt die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen, verbessert unsere Marktorientierung und steigert damit unsere Wettbewerbsfähigkeit. Unser Ziel ist größere Eigenständigkeit für unsere operativen Einheiten, und wir erwarten eine Intensivierung der Kundenorientierung und größere Marktnähe. Die neue Struktur soll uns mehr Flexibilität für Kooperationen und Partnerschaften geben, gleichzeitig aber die bestehenden Synergien erhalten. Eines will ich noch einmal unterstreichen: Wir gründen keine Finanzholding. Das Unternehmen Bayer wird auch weiter als eine Gruppe geführt, in der alle Mitglieder zum Beispiel von zentralen Ressourcen, Servicebereichen, Standorten oder Interessenvertretungen profitieren ? und nicht zuletzt auch von einer gemeinsamen Firmenidentität unter einem der bekanntesten Markenzeichen der Welt. Der zukünftige Holding-Vorstand wird eine zentrale Rolle spielen und nicht nur die Gesamtstrategie bestimmen und die Ressourcen zuteilen, sondern auch Auswahl und Entwicklung der Führungskräfte in der Gruppe steuern. Wir sind überzeugt, dass unsere vier neuen Unternehmen blühen und gedeihen werden und auf ihren Märkten führende Positionen einnehmen können. Der Name Bayer und das Bayer-Kreuz bleiben Gütezeichen des Konzerns: als Ausdruck unserer Tradition der Innovationen und Verpflichtung zu Spitzenleistung.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 22.01.2002
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Letzte Änderungen: 05.02.2002