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Bayer-Pflanzenschutz stärkt Wettbewerbskraft mit eigenen Produkten

Überdurchschnittliches Wachstum gegen den Trend
Erhebliches Umsatzpotenzial in der Pipeline/ 200 Millionen Euro für Forschungsprojekte in der Biotechnologie


Foto Bayer AG Rund 22 Millionen Euro investiert Bayer in ein neues Forschungsgebäude im Landwirtschaftszentrum Monheim. Mit dem Hochdurchsatz-Verfahren, für das Dagmar Brattig hier ein Testsystem entwickelt, beschleunigt sich die Suche nach neuen Wirkstoffen für den Pflanzenschutz.
Bayer will mit neuen Produkten aus der eigenen Forschung seine erfolgreiche Wachstums-Strategie in der Landwirtschaft weiter fortsetzen. "Wir erwarten allein bis zum Jahre 2005 rund 700 Millionen Euro zusätzliches Umsatzpotenzial aus unserer Forschungspipeline", erklärte Dr. Jochen Wulff, Leiter des Bayer-Geschäftsbereichs Pflanzenschutz, anlässlich einer Pressekonferenz im Landwirtschaftszentrum Monheim. Durch weitere Investitionen in die Forschung – auch unter Nutzung der Biotechnologie – werde das Unternehmen neue Wirkstoffe finden und zur Marktreife entwickeln. Hinzu kämen Akquisitionen wie die Flint-Produktlinie von Novartis, ein Fungizid mit einem Umsatzpotenzial von rund 300 Millionen Euro jährlich. "Bayer ist mit seinem Produktportfolio gut gerüstet und trägt im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft maßgeblich dazu bei, mit verbesserten Ernten von einer begrenzten Fläche immer mehr Menschen zu ernähren und die Naturlandschaften zu erhalten", beschrieb Wulff die Aufgaben seines Geschäftsbereichs.

Mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro im Jahre 1999 und mit 7.500 Mitarbeitern gehört Bayer zu den weltweit führenden Herstellern von Pflanzenschutzmitteln. Trotz eines für die Pflanzenschutz-Industrie schwierigen Jahres legte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr 6,5 Prozent zu und erhöhte den Marktanteil auf 8,1 Prozent. Auch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres konnte der Umsatz mit Pflanzenschutzmitteln um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Mit rund 270 Millionen Euro, das sind 12,5 Prozent vom Umsatz, steht Bayer mit seiner Forschungsintensität an der Spitze vergleichbarer Unternehmen. "Entscheidend für das Wachstum ist die eigene Innovationskraft", erklärte Wulff. Auch wenn durch Fusionen und Akquisitionen die Zahl der weltweit forschenden Pflanzenschutzfirmen in den vergangenen 30 Jahren von 40 auf jetzt sieben gesunken sei, habe sich Bayer in diesem schwierigen Umfeld klar behauptet.

Spitzenposition bei Insektiziden

Bayer hält bei den Insektiziden auch weiterhin eine Spitzenposition. Daran hat das Kernprodukt Imidacloprid einen entscheidenden Anteil. In der Landwirtschaft, auf Golfplätzen, im Hausgarten und in der Termitenbekämpfung erwirtschaftete der unter verschiedenen Markennamen vertriebene Wirkstoff fast eine halbe Milliarde Euro Umsatz. Durch den Einsatz in neuen Kulturen sowie durch Kombination mit anderen Wirkstoffen legten die auf der Basis von Imidacloprid vertriebenen Produkte – eine der größten Innovationen im chemischen Pflanzenschutz der letzten Jahre – weiter zu und sind in über 100 Ländern für den Einsatz in mehr als 65 verschiedenen Kulturen zugelassen. Erfolg verspreche das Insektizid auch gegen die Larven der Miniermotte, der Verursacherin des in diesem Jahr verstärkt in vielen Regionen drohenden Kastanienbaumsterbens.

Flint-Erwerb stärkt Fungizidgeschäft

Das Fungizidgeschäft – gestützt auf die Folicur-Linie mit dem Wirkstoff Tebuconazole – hat sich trotz erheblicher Konkurrenz hervorragend entwickelt. Der Erfolg beruht aber auch auf drei weiteren neuen Produkten aus eigener Forschung: Teldor, Melody und Prosper. "Die Akquisition der Flint-Strobilurin-Produktlinie von Novartis erweitert unser Portfolio mit einem zusätzlichen Blockbuster-Produkt", begründet Wulff. Die Fungizid-Linie ist bereits in 35 Ländern einschließlich den USA von den Behörden zugelassen. Durch den Erwerb und den Erfolg eigener Produkte rückt Bayer bei den Fungiziden im kommenden Jahr wieder auf Platz zwei im Weltmarkt vor.

Im hart umkämpften und rückläufigen Herbizidmarkt baut Bayer seine Position mit Spezial- und Nischenprodukten gezielt aus. So kommen die neuen Herbizide Herold oder Terano in Europa vornehmlich in Mais und Wintergetreide zum Einsatz, in den USA ist das Handelsprodukt Axiom aus derselben Wirkstoffgruppe speziell auf die Bedürfnisse des dortigen Maisanbaus abgestimmt.

Erfolgsmeldungen kommen auch aus dem Spezialsegment "Haus und Garten": Während sich viele Wettbewerber zurückgezogen hätten, habe Bayer durch den gezielten Ausbau in Europa und den USA den Umsatz seit 1997 auf 200 Millionen Euro verdoppelt.

In der Saatgutbehandlung führend

Als Weltmarktführer in der Saatgutbehandlung konnte das Unternehmen seinen Marktanteil inzwischen auf 35 Prozent ausbauen. Dazu hat maßgeblich der Erwerb von 50 Prozent der US-Firma Gustafson beigetragen. Diese Anwendungsmethode des Beizens ist das beste Beispiel für einen effizienten und umweltverträglichen Pflanzenschutzmitteleinsatz im Sinne des Prinzips "So viel wie nötig – so wenig wie möglich". Im Vergleich zu traditionellen Flächenspritzungen sichert die Behandlung des Saatgutes den Schutz von Pflanzen mit sehr geringem Aufwand. Nur rund 60 Quadratmeter pro Hektar Anbaufläche kommen mit dem Wirkstoff in Berührung. Bayer will den Umsatz in diesem Segment bis zum Jahre 2004 auf 315 Millionen Euro steigern.

Erfolgsfaktor eCommerce

"Eine der wichtigsten zukünftigen Herausforderungen im Pflanzenschutz-Markt ist eCommerce", hob Wulff hervor. Für den Einkauf der landwirtschaftlichen Betriebsmittel sei besonders in den USA eine Vielzahl elektronischer Marktplätze entstanden. Durch die Beteiligung an verschiedenen eCommerce-Projekten in den USA baue Bayer zurzeit eine Plattform für Händler auf mit dem Ziel, die logistischen Abläufe zusammen mit dem Handel effizienter zu gestalten und mit Hilfe der neuen Informationstechnologie die Marktpräsenz zu erhöhen.

Europäische Gesetzgebung führt zu Sortimentstraffung

Kritisch beurteilte der Geschäftsbereichsleiter die Entwicklung der europäischen Gesetzgebung. Die rund 800 in Europa vorhandenen Wirkstoffe müssten auf Grund der Gesetzeslage erneut auf den Prüfstand. Die wiederholte Prüfung bereits zugelassener Wirkstoffe binde jedoch Forschungskapazitäten, die dann für Neuentwicklungen nicht mehr zur Verfügung stünden. Deshalb werde es bei allen Firmen zur Straffung des Sortiments kommen. "Von 60 Bayer-Wirkstoffen werden wir auf zwei Drittel verzichten müssen", kündigte Wulff an. Schon heute sei absehbar, dass dem Markt zukünftig wichtige Produkte fehlen werden. Noch mehr Sicherheitsforschung, verbunden mit steigenden Produktanforderungen, führe nicht zu Verbesserungen für Anwender, Konsument und Umwelt. Wulff appellierte an die Behörden und den Gesetzgeber, die Regelungen auf das Notwendige zu beschränken und internationale Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.

Von der "Nadel im Heuhaufen" zum punktgenauen Treffer

"Bayer ist Vorreiter im Einsatz innovativer Technologien in der Pflanzenschutzmittel-Forschung." Dies unterstrich Dr. Detlef Wollweber, Leiter der Pflanzenschutzforschung, in seiner Vorstellung der Forschungsstrategie. Mit einem völlig neuen und systematischen Weg werde Bayer noch gezielter und schneller neue Wirkmechanismen und dafür passende Handelsprodukte finden. Wollweber: "Die bisherige chemieorientierte Suche nach der 'Nadel im Heuhaufen' soll ergänzt werden durch eine gezielte Suche nach Substanzen auf der Basis der Kenntnisse über die Wirkorte."

Rund 200 Millionen Euro hat das Unternehmen für die Zusammenarbeit mit jungen Biotechnologie-Firmen eingeplant. Deren Aufgabe sei es, durch Einsatz der Genomanalyse neue Wirkorte in Pflanzen, Pilzen und Schädlingen aufzuspüren und Testverfahren zu erarbeiten, mit denen die chemischen Substanzen auf ihre Wirksamkeit prüfbar sind. Die wichtigsten Partner sind die deutsche Firma LION Bioscience AG sowie die US-amerikanischen Unternehmen Paradigm Genetics Inc. und Genoptera, ein Joint Venture mit Exelixis Pharmaceuticals Inc..

Prüfung von 200.000 Substanzen pro Tag

Im Landwirtschaftszentrum Monheim setzen die Forscher neue Methoden ein, um auf der Basis der entdeckten Angriffsorte und Testverfahren wirksame chemische Substanzen zu finden und danach zur Marktreife zu bringen. Bayer schöpfe bei der Suche auch aus großen Substanzbibliotheken, die bis zum Jahre 2001 durch Verträge mit externen Firmen auf über 800.000 Präparate anwachsen, erläuterte Wollweber. Mit dem Bau des 20 Millionen Euro teuren Labors für Hochdurchsatztests – dem so genannten Hightroughput-Screening (HTS) – erhöht sich die Prüfkapazität auf bis zu 200.000 Substanzen täglich. Damit erhoffe man sich, so der Forschungschef, eine Erhöhung der Erfolgsquote. Wollweber: "Die Kunst besteht darin, aus der Vielzahl chemischer Substanzen einen 'Hit' zu finden."

Pflanzenschutz: Ernährungssicherung auf begrenzten Flächen

Bayer-Pflanzenschutzchef Dr. Wulff machte deutlich, dass die Landwirtschaft weltweit nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichten könne. Nach Angaben des International Food Policy Research Institute (IFPRI) würden in 20 Jahren rund 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die landwirtschaftliche Produktion müsse zu deren Ernährung um 40 Prozent wachsen. Bayer unterstütze die dafür notwendige sachgemäß betriebene und nachhaltige Landwirtschaft mit innovativen Pflanzenschutzmitteln.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 02.11.2000
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Letzte Änderungen: 02.11.2000