Bürgermeister Marewski zur türkischen Veranstaltung am Sonntag im Forum und dem Grund seiner Besuchsabsage


Archivmeldung aus dem Jahr 2017
Veröffentlicht: 04.03.2017 // Quelle: Internet Initiative

Nachdem Oberbürgermeister Uwe Richrath gestern per Offenem Brief den Veranstalter darauf hingewiesen hat, daß das Forum gemäß Mietvertrag nur zu kulturellen Zwecken nicht aber zu politischen Zwecken vermietet wurde, nimmt heute Bürgermeister Bernhard Marewski zur Veranstaltung Stellung und begründet in einem Brief an die Veranstalter (Avrupa Denizlililer Dernegi e.V) seine Absage, zur morgigen Veranstaltung zu kommen.

Stellungnahme Bernhard Marewski
"Zeigen wir, was Demokratie ausmacht!

Wie wohl die meisten Bürgerinnen und Bürger unseres Landes finde ich es unerträglich, dass im Zusammenhang mit der Volksabstimmung in der Türkei Mitte April 2017 ganz offensichtlich Wahlkampf auf deutschem Boden stattfindet.

Ich finde es befremdlich, dass hier hochrangige türkische Politiker sich einladen lassen oder eingeladen sind, die mit in ihren bekanntgewordenen Äußerungen zeigen, dass ihre Haltung nicht unseren demokratischen Vorstellungen oder auch nicht allgemein gültigen demokratischen Prinzipien entsprechen.

Ich finde es beschämend, dass wir von einem Teil türkischer Politiker übel beschimpft und beleidigt werden, wenn wir von unserer freien Meinungsäußerung aber auch von unseren verfassungsrechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen.

Bei allem Unmut oder auch innerer Wut dürfen wir aber nicht vergessen, dass WIR in einem demokratischen Rechtsstaat leben.

Dem, was wir erleben, dürfen wir nicht mit Handlungen "aus dem Bauch heraus" begegnen, sondern wir haben zu prüfen, mit welchen rechtsstaatlichen Mitteln unseres Landes wir vernünftig reagieren - auf kommunaler Ebene oder auf Landes- und Bundesebene.

Unser Handeln muss auf der Grundlage von Recht und Gesetz unseres Landes erfolgen!

Und wenn wir aus der Praxis heraus heute feststellen müssen, dass unsere Gesetzgebung nicht hinreichend sein sollte, so müssen wir im gegebenen Fall sobald als möglich Gesetze und Regelungen nachbessern!

Beschämen wir das Fehlverhalten bestimmter türkischer Politiker mit unserer Besonnenheit als aufrechte Demokraten und handeln wir mit Bedacht!

So können wir stolz auf unser demokratisches Deutschland sein.

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
|: Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland! :|"


Absage Bernhard Marewski
"Sehr geehrter Herr Inceören,
nach Rücksprache und in Absprache mit Herrn Oberbürgermeister Uwe Richrath möchte ich Ihnen gerne persönlich mitteilen, dass ich meine Teilnahme als Bürgermeister an dieser Veranstaltung absage.
In der ursprünglichen Einladung – mir liegt dazu die Kopie Ihrer eMail vom 08.02.2017 vor -, sprachen Sie von einer Kulturveranstaltung Ihres Vereins.
Sie verwiesen darauf, dass der Oberbürgermeister Ihrer türkischen Heimatstadt seine Teilnahme an dieser Kulturveranstaltung bereits zugesagt habe, und sprachen – darauf Bezug nehmend – eine Einladung an Herrn Oberbürgermeister Uwe Richrath aus.
Der Bitte von Herrn Oberbürgermeister Uwe Richrath, ihn zu diesem Termin als 1. Bürgermeister zu vertreten, bin ich gerne gefolgt.
Im Programmablauf zur Veranstaltung, der mir gestern zugegangen ist, ist Herr Ozman Zola, Oberbürgermeister der Stadt Denizli, nun nicht aufgeführt.
Ich darf entsprechend davon ausgehen, dass er nicht anwesend sein wird, somit auch der eingangs angesprochene Bezug entfällt.
Mit Ihrem Konzert in Gedenken an seinen Todestag am 1. März 2000 ehren Sie den Musiker Özay Gönlüm, gebürtig in Denizli, als den bedeutendsten Sänger der Ägäisregion. Gönlüm erlangte aber auch über seine Heimat hinaus große Beliebtheitin der gesamten Türkei. Auch international war er unterwegs und gab Konzerte in über 20 Ländern weltweit. Sein Markenzeichen waren drei aneinander befestigte Zupfinstrumente. Die Statue ihm zu Ehren in seiner Heimatstadt Denizli zeigt ihn mit seiner Yaren.

Die Künstlerinnen und Künstler, die zur Erinnerung an Özay Gönlüm auftreten werden, gehören zu den Hervorragenden Ihres Heimatlandes.
Ich bin überzeugt, dass diese Künstlerinnen und Künstler nicht nur ein würdiges Gedenkkonzert geben werden, sondern dieses Musikereignis auch ein Zeichen der engen Heimatverbundenheit zu Denizli und der Ägäisregion sein wird.
Gerne hätte ich an diesem besonderen kulturellen Ereignis teilgenommen.
Haben Sie aber bitte Verständnis, dass ich angesichts der derzeit geführten Diskussionen im Zusammenhang mit aktuellen Auftritten von türkischen Politikern mich zurückhalten möchte.
Auch wenn die bevorstehende Veranstaltung vom Programm nicht erkennen lassen mag, dass es sich (auch) um eine politische Veranstaltung handeln kann, so erscheint mir persönlich die zeitliche Nähe zum Datum der Volksabstimmung über die Verfassungsreform in der Türkei Mitte April d. J. doch kritisch.
Ich möchte nicht in die Situation geraten, als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Leverkusen gleich in welcher Richtung gedeutet zu werden - und möchte deshalb in meiner Funktion als 1. Vertreter unseres Oberbürgermeisters Uwe Richrath eine neutrale Position einnehmen.
Außerhalb von Wahlkampfzeiten bin ich gerne bereit, an türkischen Kulturveranstaltungen teilzunehmen – wie in der Vergangenheit auch geschehen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Verein ein erfolgreiches Konzert zu Ehren von Özay Gönlüm.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Marewski
Bürgermeister"


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Politik,Kultur
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