Interaktives Theater: „Die Armen! – Aber bitte nicht hier!“


Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 09.03.2015 // Quelle: Evangelischer Kirchenkreis

Das Evangelische Familien- und Erwachsenenbildungswerk des Kirchenkreises Leverkusen hat mit dem interaktiven Theaterstück die Flüchtlingsproblematik aufgriffen. Die Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber steigt stetig. Die Kommunen sind stark gefordert, um die schutzsuchenden Menschen unterzubringen und zu versorgen. Doch es ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gerade die Kirchen greifen dies auf und versuchen, eine „Willkommenskultur“ zu entwickeln.
Das Forumtheater inszene skizzierte am Donnerstag (05.03.2015) verschiedene Situationen, mal aus der Perspektive von Anwohnern, die gegen ein Flüchtlingsheim in ihrem Quartier sind, mal aus der Sichtweise der Flüchtlinge, die hier völlig fremd und zum Teil recht hilflos sind.
Eine Art Probe für das richtige Leben wurde an dem Abend im Gemeindezentrum Schlebusch inszeniert. Die Gemeinde setzt sich zurzeit aktiv damit auseinander, welche Hilfen sie für die rund 90 Flüchtlinge, die bald in Schlebusch untergebracht werden, organisieren wollen.
Und wie im Theaterstück gibt es auch real Einheimische, die Ängste haben. Das Forumtheater inszene ließ die Protagonisten mit altbekannten Argumenten auf die Bühne: „Warum denn ausrechnet hier bei uns?“- „Wenn hier ein Heim gebaut wird, dann sinken die Grundstückspreise.“ – „Der Kita-Platz für mein Kind ist dann weg, die kommen hierher und bekommen die Plätze.“

Ein Szenenwechsel zeigt dann die Not der Flüchtlinge. Keine Deutschkenntnisse, ein krankes Baby, ein Kleinkind im Schlepptau, in einer ungekannten Stadt einen Arzt aufsuchen: die Odyssee gipfelte darin, dass die Familie beim Arzt einen Krankenschein vorlegen muss. Den gibt es nur beim Amt. Also musste die ganze Familie erst einmal zum Amt. Dort hieß es: ohne die Terminbescheinigung vom Arzt gibt es keinen Krankenschein.

Im zweiten Teil bezog das Forumtheater das Publikum aktiv mit ein. Die Szenen wurden noch einmal präsentiert mit der Einladung, sich zu äußern. Dabei blieb es nicht bei der bloßen Analyse. Friderike Wilckens-von Heim, die künstlerische und organisatorische Leiterin, fragte hartnäckig nach: Was könnte man in der konkreten Situation denn ändern, wie argumentieren? Teilweise stieg das Publikum spielerisch mit in die Szene ein. So versuchte der Schlebuscher Pfarrer Jürgen Dreyer den (gespielten) Vermieter davon zu überzeugen, seine leerstehende Wohnung an Flüchtlinge zu vermieten.
Viele Theaterbesucher diskutierten engagiert mit. Einige legten bewährte Beispiele aus ihrer Arbeit dar, zum Beispiel, Integrationspaten zu organisieren, die die Flüchtlinge begleiten. So könne vermieden werden, dass die Flüchtlinge sich etwa bei Arztbesuchen in den unbekannten Strukturen verheddern.
Überlegt wurde auch, wie die Bevölkerung von Anfang an informiert und ins Boot geholt werden kann, um Ängste abzubauen.
Es war ein konstruktiver Abend, denn das Forumtheater beschränkte sich nicht auf den erhobenen Zeigefinger. Die Besucher konnten mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sich Engagement lohnt und dass es viele Menschen gibt, die den Fremden gegenüber aufgeschlossen begegnen.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Bisherige Besucher auf dieser Seite: 2.532

Meldungen Blättern iMeldungen Blättern

Weitere Nachrichten der Quelle "Evangelischer Kirchenkreis"

Weitere Meldungen