Montag, 20.15 Uhr: ZDF-Film zum Bluterskandal

„Verantwortliche in der Industrie zur Rechenschaft ziehen!“

Archivmeldung aus dem Jahr 2013
Veröffentlicht: 27.10.2013 // Quelle: Bayer-Coordination

Am kommenden Montag sendet das ZDF den Fernsehfilm „Blutgeld“. Erzählt wird die wahre Geschichte dreier Brüder, die an der Bluter-Krankheit leiden und sich durch verseuchte Gerinnungspräparate mit HIV infizieren. Die Hauptrolle in dem bewegenden Film spielt Max Riemelt. Der Produzent, Michael Souvignier, hatte vor einigen Jahren auch den TV-Film „Contergan – Eine einzige Tablette“ herausgebracht.

Hintergrund der Handlung: bis Mitte der 80er Jahre wurden tausende Bluter von den Herstellern, insbesondere dem BAYER-Konzern, wissentlich mit HIV und Hepatitis-C infiziert. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Infektionen hätte verhindert werden können, da seit 1982 alle notwendigen Erkenntnisse über HIV vorlagen. Auch existierten bereits Sterilisierungsverfahren, um die Blutkonserven von Viren zu befreien. Aus Profitgründen widersetzte sich die Industrie jedoch der Umstellung ihrer Produktion und der Vernichtung ungetesteter Präparate.

Die BAYER-Tochter Cutter war zu diesem Zeitpunkt Weltmarktführer für Gerinnungshemmer. Diese wurden zu großen Teilen in den USA aus Spenderblut von Risikogruppen gewonnen, darunter Prostituierte, Gefängnisinsassen und Drogenabhängige. Zwar wurden die Gefahren für Bluter in firmeninternen Memos frühzeitig benannt, dennoch verzichtete die Firma aus Kostengründen auf den Einsatz von Sterilisierungsverfahren. Cutter bewegte darüber hinaus die übrigen Hersteller dazu, ebenfalls von einem Wechsel auf sicherere Verfahren abzusehen, und wirkte auf die Behörden ein, solche nicht verbindlich vorzuschreiben (dies führte 1994 zur Schließung des Bundesgesundheitsamts). Noch nach dem Verbot unbehandelter Blutprodukte in Europa exportierte Cutter übrig gebliebene Chargen nach Lateinamerika und Asien und verursachte damit wissentlich den Tod tausender Bluter.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und das Netzwerk Robin Blood begrüßen, dass der ZDF-Film das Leid der Opfer veranschaulicht und die Rolle der Industrie kritisch beleuchtet. Zwar werden die verantwortlichen Firmen leider nicht beim Namen genannt, dennoch könne der Film – ähnlich wie im Fall Contergan – eine öffentliche Diskussion über die Entschädigung der Opfer initiieren. Während es für HIV-infizierte Bluter eine (wenn auch unzureichende) Stiftung gibt, gehen Hepatitis-Infizierte bislang vollkommen leer aus.

Andreas Bemeleit, Gründer des Netzwerks Robin Blood: „Die pharmazeutischen Unternehmen haben aus Profitgier unzählige Infektionen billigend in Kauf genommen. Die Bundesregierung hat seinerzeit ihre Aufsichtspflicht verletzt und sich zum Handlanger der Industrie gemacht“. Bemeleit, selbst Bluter, wurde durch Faktor VIII-Präparate mit HIV und Hepatitis-C infiziert. In der Hauptversammlung der BAYER AG hatte Bemeleit eine dauerhafte Entschädigungslösung gefordert, was vom Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers abgelehnt wurde.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Verantwortlichen für diesen schrecklichen Skandal waren in erster Linie die Firmen Bayer, Baxter und Alpha. Obwohl die Unternehmen schon Mitte 1982 vor der Übertragung von HIV durch Blutprodukte gewarnt waren, verkauften sie bis 1984 unbehandelte Produkte. Das Leben Tausender von Bluter hätte gerettet werden können, wenn die Verantwortlichen rechtzeitig gehandelt hätten.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kooperiert seit 25 Jahren mit HIV- und Hepatitis-infizierten Blutern. Neben Entschädigungen fordert die CBG eine strafrechtliche Verfolgung der Konzern-Verantwortlichen wegen wissentlicher Inkaufnahme der Infektionen sowie eine Übernahme der vollen Behandlungskosten durch die Firmen: „Die Verursacher der Infizierung Tausender Bluter profitieren bis heute vom Verkauf teurer Plasma-Medikamente und wälzen gleichzeitig die Behandlungskosten der von ihnen geschädigten Bluter auf die Allgemeinheit ab“, so Pehrke weiter. BAYER machte im vergangenen Jahr allein mit dem Bluter-Präparat Kogenate einen Umsatz von 1,18 Milliarden Euro.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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