Wolfgang Holzhäuser: "Mit Optimismus in die Rückrunde"


Archivmeldung aus dem Jahr 2007
Veröffentlicht: 30.01.2007 // Quelle: Bayer 04

Man soll bekanntlich „den Tag nicht vor dem Abend loben“ – wie ein Sprichwort sagt. Aber wenn die Harmonie, die gute Stimmung, das positive Denken und Handeln, die Einsatzbereitschaft und der Wille zur Leistung, den alle Akteure im römischen Trainingslager an den Tag gelegt haben, ein vorweg genommenes Spiegelbild der Rückrunde war – ja, dann schaue ich mit großem Optimismus auf eben diese Rückrunde. Und ich freue mich natürlich ganz besonders darüber, dass der Auftritt unserer Mannschaft in Aachen diesen so positiven Eindruck noch in imponierender Weise genährt hat.

Vorgabe: Mehr als 52 Punkte
Eine Leistungssteigerung – zumindest aber eine Fortsetzung der Leistung vom Ende der Hinrunde – muss die Mannschaft auf jeden Fall bringen. Und dass sie es kann, das hat sie ja schließlich auch bewiesen. Wir haben uns mit sehr guten Leistungen zum Ende der Hinrunde ins obere Drittel der Tabelle gekämpft und im UEFA-Cup „überwintert“.

Natürlich ist dies nur das Minimalziel, das wir erreichen wollten – und auch mussten, wenn wir unseren internationalen Anspruch nicht verlieren wollen. Michael Skibbe hat Recht, wenn er von der Mannschaft mehr Punkte fordert als im letzten Jahr. Da waren es zur Winterpause 19 und am Ende 52 und Platz fünf – mit Zittern haben wir, wie wir alle erlebt haben, den UEFA-Cup erreicht. Jetzt sind es bereits 25 – und da kann das Ziel nicht „nur“ wieder 52 sein. Es sollten schon einige mehr hinzukommen. Zumindest so viele, dass wir nicht bis zur letzten Spielminute zittern müssen, ob wir wieder den internationalen Wettbewerb erreichen.

Ziel UEFA-Cup
Wie gesagt, Michael Skibbe wird auch sich selbst an seiner Aussage messen lassen müssen, eben dieses Mehr an Punkten einzuspielen. Denn der internationale Wettbewerb ist es, den wir unseren Fans, vor allem aber auch unseren Sponsoren schuldig sind. Die Zahl der Fernsehzuschauer, die beispielsweise die Übertragung unserer Heimspiele gegen den FC Sion, gegen Tottenham Hotspur und gegen Besiktas Istanbul im ZDF verfolgt haben, sprechen eine deutliche Sprache: Bis zu fast fünf Millionen Fußballfreunde sahen diese Begegnungen. Wir müssen also alle Anstrengungen unternehmen, so erfolgreich zu sein, damit wir einem Millionen-Publikum Bayer 04 und unsere Sponsoren europaweit bekannt machen können.

Sportlich verantwortlich: „Dreigestirn“ Völler, Skibbe, Reschke
Die positive Grundeinstellung aller Beteiligten im römischen Trainingslager habe ich nicht nur in vielen Gesprächen mit Spielern, Trainern, Betreuern und auch mit Journalisten und einigen Fans gespürt. Nicht zuletzt war auch die deutliche Harmonie außerhalb der Mannschaft spürbar. Wir waren mit dem festen Willen in die Winterpause gegangen, am Ende den Grundstein für eine kontinuierliche Arbeit auch für die nächsten Jahre zu legen. Das haben wir geschafft! Ich freue mich ganz besonders, dass in der sportlichen Leitung wohl alles beim „alten“ bleibt. Denn – Rudi wird es mir verzeihen – der „Alte“ ist auch der Neue. Mit Rudi Völler konnten wir uns auf einen Rahmen für die weitere Zusammenarbeit einigen. Ein Signal, sowohl sportlich wie auch für die Sponsoren und die Fans. Wie sagte er doch: „In der Mannschaft stimmt’s“! Er glaubt daran, dass es auch für seine sportlich ehrgeizigen Pläne und Erwartungen reicht.

Zur Kontinuität gehört auch, dass wir mit Michael Skibbe Einigkeit über eine Vertragsverlängerung erzielt haben. Natürlich ist er vom sportlichen Erfolg abhängiger als seine Kollegen im administrativen Bereich – aber er genießt eben das volle Vertrauen sowohl von der sportlichen Leitung wie auch von der Geschäftsführung, vor allem aber genießt er den Respekt der Spieler. Bleibt noch der Dritte im Bunde der sportlichen Leitung:
Michael Reschke. Auch sein Vertrag soll verlängert werden, so dass er sich jetzt weiterhin als Sport-Manager seiner Aufgabe als Bindeglied zwischen Profis, Sichtungs-Abteilung – also unserem weltweiten Scouting-System – und der Nachwuchs-Abteilung widmen kann. Nicht so sehr im Rampenlicht, aber dafür als wichtiger Vorbereiter weit reichender Entscheidungen.

Topfit: Die Spieler
Und was ist mit den Spielern? Zunächst einmal waren wir alle sehr positiv überrascht, wie fit doch alle die Weihnachts- und Neujahrs-Feiertage überstanden hatten. Sehr zur Freude von Michael Skibbe und seinen Assistenten Peter Hermann und Rüdiger Vollborn. Unser Leistungsdiagnostiker und Konditionstrainer Holger Broich attestierte so gute körperliche Werte, dass gleich mit einem schärferen Training begonnen werden konnte. Es war für mich das positivste Trainingslager, das ich bisher erlebt habe.

Neuverpflichtung: Keine
Viele haben darauf gewartet, dass wir zur Halbzeit noch den einen oder anderen Spieler neu verpflichten würden. Es gab aber zum einen keinen Grund nachzubessern, zum anderen hätten wir nur dann einen „Neuen“ verpflichtet, wenn er zufällig so oder in unsere Langzeit-Planung gepasst hätte. Einen Spieler, den wir also so oder so verpflichtet hätten. Beispielsweise im Vorgriff auf die kommende Saison. Doch da gab es keinen Bedarf.

Fast wie „neu“: Roque Junior
Aber dann war da plötzlich doch noch ein Neuer – ein fast Neuer: Roque Junior. Der so lang verletzte – und oft auch in der Innenverteidigung so vermisste – Brasilianer stellte sich in einer Verfassung vor, die alle verblüffte. Ob seiner Fitness war nicht nur die sofortige Integration in den Trainingsbetrieb möglich – nein, er war so fit, dass er gleich in der Vorbereitung in die Spiel-Formation rücken konnte. Eine überaus erfreuliche Tatsache. Nun wünsche ich uns und ihm natürlich eine gute und vor allem gesunde Zeit und hoffe, dass auch die in Aachen aufgetretene Blessur am Oberschenkel nicht wieder zu einem längeren Ausfall führt.

Fühlt sich wohl bei Bayer 04: Juan
Na, ja – wenn der normale Trainingslager-Alltag nichts Sensationelles hergibt, dann hört der eine oder andere schon mal die Flöhe husten. Und da war dann plötzlich die Diskussion um Juan und seine „Abwanderung“ im Mittelpunkt. Natürlich kann Juan – wie vertraglich vereinbart – bei einer erheblichen Summe früher aus seinem bis 2009 laufenden Vertrag aussteigen, so wie Dimitar Berbatov dies auch konnte. Tatsache aber ist, dass wir Juan, der sich in unserem Club nach eigenem Bekunden sehr wohl fühlt, unbedingt halten wollen, dass Juan auch gerne bei uns bleiben will – und: Tatsache ist auch, dass es noch keine Anfrage von irgendeinem Club gibt. Ich hoffe natürlich, dass es uns auch weiterhin gelingt, diesen Weltklasse-Spieler in Leverkusen zu halten.

Würde passen: Patrick Helmes
Ach, ja – und dann war noch der „Nachbarschafts-Streit“ zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04. Wegen angeblicher Abwerbung des Kölner Nachwuchs-Stürmers Patrick Helmes. Dazu kann ich nur sagen: Natürlich haben wir Interesse an einem solchen Spieler, der haargenau in unser Konzept der jungen Spitzenspieler passt. Und es wäre geradezu fahrlässig, wenn wir als derzeit einziger Erstligist weit und breit nicht nach Talenten Ausschau halten. Es wäre doch schade, wenn ein solches Talent weiterhin in der 2. Liga schmoren müsste. Doch sowohl der FC als auch wir wollen kein Öl ins Feuer gießen. Patrick Helmes wird sich sicher zur rechten Zeit für den für ihn richtigen Verein entscheiden. Und wenn es denn Bayer 04 sein sollte, werden wir, wie es unter Sportsfreunden üblich ist, eine faire Lösung finden.

Der „zwölfte Mann“: Die Fans
So wie das unsere Fans bereits getan haben. Sie haben sich für Bayer 04 entschieden. Und da wünsche ich ihnen und uns allen, dass sie oft genug Grund und die Gewissheit dafür haben, sich für den richtigen und erfolgreichen Club entschieden zu haben. Aber mit der richtigen Unterstützung des „zwölften Mannes“ dürfte das eine oder andere mehr erreicht werden können, als wenn man allzu kritisch mit seinem Verein umgeht. Deshalb wünsche ich mir enthusiastische Unterstützung, sachliche Kritik, auch wenn’s mal sein muss heftigen Unmut. Aber keine Häme und unfaire Anfeindungen. Denn wenn wir erfolgreich sein wollen, dann können wir das nur gemeinsam. Auch wenn’s mal schwer fallen sollte, freundlich oder gar euphorisch zu sein…


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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