"Neuorganisation, Kostensenkung und Ergebnisverbesserung haben höchste Priorität"

Gewinn nach Steuern stieg im ersten Quartal 2002 um 20 Prozent auf 524 Millionen Euro / Noch keine eindeutigen Signale für durchgreifende Erholung / Höheren Jahresüberschuss durch Desinvestitionen erwartet

Archivmeldung aus dem Jahr 2002
Veröffentlicht: 26.04.2002 // Quelle: Bayer

"Die geschäftliche Entwicklung in diesem Jahr stellt uns vor beträchtliche Herausforderungen", erklärte Dr. Manfred Schneider, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, auf der Hauptversammlung des Konzerns am Freitag in Köln, und ergänzte: "Dabei setzen wir klare Prioritäten." So werde das Unternehmen – parallel zu den umfangreichen Vorbereitungen der Neuorganisation – alles daransetzen, das Ergebnis in einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld wieder zu verbessern. Dazu gehöre die konsequente Umsetzung der Kostensenkungs-Programme zur Ergebnisstabilisierung und zur Optimierung der Strukturen. Mit diesen mittlerweile elf Projekten sollen bis zum Jahr 2005 insgesamt Kosten im Volumen von zwei Milliarden Euro abgebaut werden. Weitere Schwerpunkte seien die zügige und effiziente Integration von Aventis CropScience sowie die beschleunigte und weitreichende Restrukturierung des Pharmabereichs.

Weit fortgeschritten sind die organisatorischen Veränderungen im Rahmen der Neuordnung des Konzerns. Bereits ab dem 1. Juli 2002 soll in den neuen Strukturen gearbeitet werden, die zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, einer noch stärkeren Fokussierung auf die Kerngeschäfte sowie der Verbesserung von Transparenz, Flexibilität und Schnelligkeit führen sollen. "Wir sind davon überzeugt, dass wir uns mit der Bildung der Teilkonzerne für unsere Arbeitsgebiete und mit Servicegesellschaften so fokussieren und so flexibel handeln können wie die Wettbewerber, ohne die Synergievorteile des Konzerns aufzugeben", kommentierte Schneider, der mit Ende der Hauptversammlung nach zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender sein Amt an den bisherigen Finanzvorstand Werner Wenning übergeben wird.

Wirtschaftliches Umfeld nach wie vor schwierig
Zur aktuellen Geschäftsentwicklung sagte Schneider: "Das wirtschaftliche Umfeld ist nach wie vor schwierig." Nach dem Jahr 2001 mit deutlich rückläufigen Ergebnissen sei das erste Quartal 2002 ebenfalls unbefriedigend gewesen und es gebe noch keine eindeutigen Signale für eine durchgreifende Erholung. Der Konzernumsatz im fortzuführenden Geschäft blieb in den ersten drei Monaten mit 7 Milliarden Euro um sechs Prozent unter dem Vorjahreswert und das operative Ergebnis vor Sonderposten verringerte sich um 46 Prozent auf 493 Millionen Euro. Nach Sonderposten lag es mit 821 Millionen Euro auf Vorjahresniveau (824 Millionen Euro). Der Gewinn nach Steuern beträgt 524 Millionen Euro – 20 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Turnaround bei Biologischen Produkten
Im Gesundheitsbereich hätten der Turnaround bei den Biologischen Produkten und der anhaltende Aufschwung bei Diagnostika die Schwächen im Pharmageschäft nicht ausgleichen können. Nach wie vor sehr gut entwickele sich Animal Health, während Consumer Care insbesondere in Nordamerika und Argentinien Einbußen verkraften müsse. Insgesamt sank der Umsatz im Arbeitsgebiet Gesundheit um sechs Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Sonderposten lag mit 244 Millionen Euro um 36 Prozent unter Vorjahr. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, dass Lipobay/Baycol im ersten Quartal 2001 noch hohe Umsatz- und Ergebnisbeiträge gebracht habe.

Pflanzenschutzgeschäft weiter im Aufwind
Erfreulich entwickelte sich laut Schneider das Pflanzenschutzgeschäft. Hier wuchsen der Umsatz um sechs Prozent auf 866 Millionen Euro. Das Ergebnis sank allerdings, u. a. bedingt durch den bereits entstandenen Integrationsaufwand für Aventis CropScience sowie Forderungsausfälle in Lateinamerika, um 32 Prozent auf 144 Millionen Euro.

Polymere stehen unter Druck
Noch nicht eingestellt habe sich, so Schneider, die erwartete Erholung im Industriegeschäft. Vor allem die Polymere stünden weiterhin unter Druck bei einem Umsatzminus von sieben Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verschlechterte sich um 60 Prozent auf 92 Millionen Euro. Schneider: "Auch das zeigt noch einmal, dass von Trendwende bisher keine Rede sein kann." Der Umsatz des Arbeitsgebietes Chemie sank um 17 Prozent auf 847 Millionen Euro und das Ergebnis stellte sich auf 77 Millionen Euro (minus 42 Prozent).

"Angesichts der zurzeit unbefriedigenden Ertragsentwicklung tun wir alles, um gegenzusteuern und die Ertragslage zu verbessern", bekräftigte der Bayer-Chef. Dazu beitragen sollen u.a. die Kostenstrukturprojekte, von denen in diesem Jahr ein Ergebnisbeitrag in der Größenordnung von 500 Millionen Euro erwartet wird. Ein wieder positives Ergebnis werde bei den Biologischen Produkten erwartet und deutlich bessere Ergebnisse im Diagnostika-Geschäft.

Der Pharmabereich müsse dagegen noch weitere Anpassungsmaßnahmen verkraften. Weiter positiv entwickeln sollte sich das Pflanzenschutz-Geschäft, wobei allerdings der Integrationsaufwand für Aventis CropScience das operative Ergebnis vorübergehend belasten werde. Keine durchgreifende Verbesserung sei in diesem Jahr im Industriegeschäft absehbar. Das gelte sowohl für die Polymere als auch für den Chemiebereich, zumal die Rohstoffpreise wieder anzögen und die Märkte nach wie vor in einer labilen Verfassung seien. Die eingeleiteten Kostenstrukturprogramme können den anhaltenden Margendruck nicht vollständig ausgleichen.

Deutlich höherer Jahresüberschuss erwartet
Eine Aussage zum operativen Ergebnis 2002 ist nach Angaben des Bayer-Chefs angesichts der gegenwärtigen, schwer abschätzbaren konjunkturellen Lage außerordentlich schwierig: "Eine zuverlässige Prognose werden wir erst in den nächsten Wochen abgeben können." Da aus den für dieses Jahr geplanten Veräußerungen von Geschäften und Beteiligungen – u.a. Haarmann & Reimer, Rhein Chemie, PolymerLatex, das Haushaltsinsektizidgeschäft sowie die restlichen Generika-Aktivitäten – ein erheblicher Zusatzertrag erwartet werde, rechne Bayer trotz der Unsicherheiten im operativen Geschäft mit einem deutlich höheren Jahresüberschuss als 2001.

Die Hauptversammlung 2002 des Bayer-Konzerns ist nicht nur durch den Ablauf der Amtszeit von Dr. Schneider gekennzeichnet, der sich den Aktionären zur Wahl in den Aufsichtsrat stellt. Weitere Höhepunkte sind die Abstimmung der Aktionäre über zahlreiche Punkte der geplanten Neustrukturierung sowie die Neuwahl der Vertreter der Anteilseigner in den Aufsichtsrat. Dessen fünfjährige Amtszeit endet ebenfalls mit Ablauf des diesjährigen Aktionärstreffens.


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