Stadtplan Leverkusen


Den schlauen Fuchs zieht's in die Stadt

Ganze Familien suchen das City-Life – und bringen den Fuchsbandwurm mit
Gefahr für Menschen / Wurmkur für Hund und Katze


Foto Bayer AG Fuchs auf Futtersuche: Ganze Familien drängen in die Städte – und bringen den Fuchsbandwurm mit, der Mensch und Haustier gefährlich werden kann.
Expeditionen aus dem Tierreich, wie sie sich nahezu in jeder Stadt ereignen können: Freitagabend, 22.30 Uhr, eine ruhige Seitenstraße im Münchner Vorort Grünwald. Gepflegte Vorgärten, geputzte Fenster, gewienerte Autos. Völlig ohne Scheu tapert ein Fuchs über den Asphalt, für die erstaunt innehaltenden Passanten scheint sich das Waldtier kaum zu interessieren. Fast gelangweilt hält Reineke Fuchs nach einer Lücke in der Vorgartenhecke Ausschau, schlüpft hindurch, und schon verschwindet der buschige Schwanz im heimeligen Bau.

Ein Fuchsbau zwischen Bürgersteig und Balkontür, mitten in der Stadt? "Grünwald ist kein Einzelfall", bestätigt Dr. Roland Schaper, Tiermediziner der Bayer AG, des Waldtiers neue Lust auf City-Life. Ob in Köln, Berlin, Stuttgart oder München: "In allen Großstädten gibt es neuerdings größere Fuchspopulationen – auch mitten im Stadtkern." Allein im Stadtgebiet der bayerischen Landeshauptstadt wurden 300 der schlauen Pelztiere gezählt.

Bei den Gründen für die Invasion tappen die Experten noch im Dunkeln. Für Schaper ist sie ein Grund zu großer Sorge. Denn mit dem Vierbeiner kommt eine tückische Gefahr: der Fuchsbandwurm. "Auch wenn der Fuchs selbst friedlich mit seinen menschlichen Nachbarn zusammenlebt – den Eiern des Fuchsbandwurms ist der Mensch fast schutzlos ausgeliefert", warnt der Bayer-Tiermediziner.

Der Fuchs als Endwirt beherbergt den gerade einmal fünf Millimeter großen Wurm in seinem Dünndarm – und davon gleich viele tausend. Mit seinem Kot kann ein einziger infizierter Fuchs dann täglich im Extremfall bis zu 100.000 Bandwurm-Eier ausscheiden.

Nimmt der Mensch sie über den Mund auf – etwa durch den Verzehr von leckeren, aber ungewaschenen Beeren aus dem eigenen Garten – nimmt das Verhängnis seinen Lauf. "Im Darm schlüpfen dann die Larven, durchbohren die Darmwand und wandern in die Leber", beschreibt Schaper das Horror-Szenario. Es entstehen Tumore, die das befallene Organ durchwuchern. Die Heimtücke dabei: Meist bleibt eine Infektion über Jahre hinweg unerkannt. Wenn dann die ersten Beschwerden auftreten, ist eine Heilung kaum noch möglich. Einziger Ausweg: eine Langzeittherapie des betroffenen Organs mit Medikamenten.

Und noch eine Gefahrenquelle lauert: Auch Mäuse oder andere kleine Nager nehmen die Eier über ihre Nahrung auf. Verleibt sich dann Hund oder Katze beim Streifzug durch Wald und Flur solch infiziertes Getier als Zwischenmahlzeit ein, finden die aus den entstandenen Tumoren gewachsenen Würmer beim Schmusen mit dem vierbeinigen Liebling nur zu leicht den Weg zum Menschen. Doch zumindest hier ist Herrchen nicht machtlos. "Regelmäßig sollte das Haustier mit Droncit-Tabletten entwurmt werden", rät der Bayer-Tiermediziner.

Übrigens: Auch Reineke Fuchs bekommt den Droncit-Wirkstoff – in Form spezieller Köder, die vom Flugzeug aus abgeworfen werden. "Geschmacklich ist die Bayer-Wurmmedizin für Reineke eine echte Delikatesse", weiß Schaper. Und eine erfolgreiche dazu: Langjährige Feldversuche in Deutschland zeigen, dass der Fuchsbandwurm-Befall in den "beköderten" Regionen deutlich abnahm. Eine gute Nachricht vor dem Hintergrund, dass in manchen Gebieten Süddeutschlands zum Beispiel über die Hälfte aller Tiere infiziert ist. Ermutigt durch die Erfolge sind nun auch Pilotversuche in Japan und der Schweiz angelaufen.

Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 06.09.2000
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Letzte Änderungen: 07.09.2000